Mittwoch, 22. August 2012

Veränderungen und Fortschritte

Beim Tanken einen Kaffee geschenkt bekommen? Neuerdings auch für mich möglich, wenn ich für über 100 Euro tanke. Neue Häuser und 30er-Zonen, wohin man schaut. Straßen wurden verbreitert oder ganz geschlossen. Teilweise komplett neue Umgehungsstraßen wurden gebaut. So viele Veränderungen, dass man sich fest konzentrieren muss, um zu hören, was der Fahrlehrer über Funk spricht.

Der Theorieunterricht läuft schleppend. Das Online-Learning zu Hause zeigt, dass das alte Wissen über den Straßenverkehr mit den neuesten Regelungen und Vorschriften nicht unbedingt noch übereinstimmt. Da muss richtig gelernt werden. Und zu allem Überfluss ist die Fahrschulmaschine so anders als die Enfield in Indien.


Enfield. "White Queen". Sie steht in Eichstätt und wartet auf den TÜV-Termin.

In den letzten fünf Tagen haben wir versucht, so viele Fehler und Probleme aus der Elektrik herauszuarbeiten, wie möglich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so früh den kompletten Kabelbaum erneuern muss. Nun aber glänzen die neuen Kabel. Es ist erstaunlich, wie schnell man doch mit solchen Aufgaben an seine Grenzen kommen kann.

Kabelbaum in der Hand. Vorne 18 Kabel, hinten 12 Kabel. Unterschiedlichste Farben, nicht im Geringsten zusammenpassend. Gefühlt ein dutzend Quetschverbindungen innerhalb des Kabelbaums, vielleicht aber auch nur Kabelbrüche oder Scheuerstellen. Beides. Kabelbaum aufschneiden, weihnachtliche Farbstimmung. Alles klebt, alles löst sich langsam auf. Wo war denn nur dieser Stecker gleich wieder dran? Ups, der nächste fällt mir entgegen.

Franzi fragt, ob ich mich denn nicht am Schaltplan aus dem Internet orientiere. Nein, der zeigt völlig andere Bauteile und Verschaltung. Thema "Schaltplan" also früh zur Seite gelegt. Einzelne Kabel verfolgen, Kabelbäume abtasten, Durchgang messen, an Kabeln ziehen, Stecker in den Händen halten, keinen Massepunkt finden, immer wieder Blitze. Gewitter? Kein Wölkchen am Himmel. Jedes neue Problemchen lässt die Temperatur um 10 Grad ansteigen. Schweißausbrüche. Reichen meine Kabel, meine Klemmen, die Verbinder? Der Dremel läuft und läuft. Guter Gehilfe. Die Batterie macht noch gut mit. Noch. Ich schreibe vieles auf, mache Fotos, damit ich danach vielleicht noch nachprüfen kann, wie die Originalverkabelung war. Es hilft nichts! Ich muss alles herausreissen.

Sonntags wird ca. 6 Stunden lang eine neue Fassung für die hintere Glühbirne angefertigt. Einzelstück. Funktioniert. Das selbe Spiel am Dienstag mit der vorderen Fassung. Leuchtet. Der Kabelbaum ist drin. Anschließen. Zittern. Hoffen. Fluchen.             An der Batterie funkt es, sobald der Kontakt angelegt wird. Der Traum der letzten Nacht erweist sich als hilfreich: Der Unterbrecherkontakt ist geschlossen, somit liegt die Zündspule als Verbraucher dran. Deswegen der Funke. Ich bin erleichtert. Großer abschließender Test. Es funktioniert alles. Ein letztes Zittern. Funktioniert es auch bei laufendem Motor? Die Enfield springt gut an. Alles vibriert. An dieser Stelle ist eine Entschuldigung an die Nachbarn fällig. Die Queen lässt hören, was sie drauf hat.
Nach ein wenig Nachhelfen klappt es auch mit den letzten Funktionen. Die Elektrik passt! Mir fällt ein Felsen vom Herzen.

Die Vorabnahme durch den TÜV kann kommen!


...

Veränderungen in der heimischen Umgebung, Freunde, Arbeit, ... Nicht das Einzige, was sich langsam ändert. Es vermischt sich das Alte mit dem Neuen. Und es ist ein gutes Gefühl!

Montag, 13. August 2012

Das Warten hat ein Ende

Genau vier Wochen nach unserer Ankunft im schönen Bayern war es nun endlich so weit. Das Warten hatte ein Ende.
Schon in der Arbeitspause bei Audi konnte ich es nicht aushalten und rief Zuhause an. "Ist es schon soweit?" ..."leider nein". Das Arbeiten an diesem Tag war für mich eine Qual, wollte ich doch Zuhause sein, wenn das gute Stück endlich vor der Tür steht. Ist es noch gut verpackt, oder hat der Zoll alles auseinander gerissen? Sind alle Teile dabei, welche wir mit großer Sorgfalt in Indien verpackt hatten? Hat sie alles heil überstanden oder ist sie vielleicht bei über drei Monate Transport beschädigt worden? ...

Und dann war es soweit. Nahezu gleichzeit kam ich mit meiner weißen Queen, der Royal Enfield Bullet, Zuhause an. Meine Familie stand schon um die Kiste herum und jeder, ja wirklich jeder von uns, hatte ein so breites Grinsen auf, dass man noch die letzten Backenzähne sehen konnte.

Ja und dann wurde die Kiste aufgerissen. Erst ganz zaghaft, dann mit mehr Power und zuletzt musste sogar die Axt noch herhalten. Dann stand sie plötzlich vor uns, der weiße Goldschatz.
Der Lack leicht beschädigt, der Lenker noch verpackt und abgebaut neben der Maschine baumelnd.
Ich bin so glücklich.

Mittlerweile haben wir sie auch zum laufen gebracht und die erste Nachbarin hat sich auch schon über das Ballern unserer Kleinen beschwert.
Ich könnte Stunden damit verbringen, mich in die Garage zu stellen und einfach nur mein Bike anzusehen. Aber es gibt viel Arbeit. Für die nächsten Wochen habe wir uns vorgenommen, die Elektrik einwenig auseinander zu nehmen und auf Deutschen Standart umzubauen. Dann hoffentlich durch den TÜV und dann müssen die Beamten bei der Stadt auch noch mitspielen und den wirklich sehr sehr alten Fahrzeugbrief durchgehen lassen. Wird schon schief gehen.