Müll, Elend, Hunger, Lärm, .... wo man hinsieht. Vorsicht vor Betrügern, Schleppern und Taxifahrern und vor allen, die dir etwas anbieten wollen, sei es nur ein kleiner Rundgang durch eine Tempelanlage, sei geboten. Kathmandu soll nur ein guter Start- und Vorbereitungspunkt für Treks in die Berge des Himalaya sein. Mehr nicht. ...
Das und mehr negative Berichte versuchten uns bereits vor der Einreise in Nepals Hauptstadt unsere Meinung zu beeinflussen.
Beim Anflug auf Kathmandu stupste uns Erin, unsere Sitznachbarin an, wir sollen aus dem Fenster sehen. Der Pilot steuerte das Flugzeug wesentlich schneller und knapper als gewohnt über Wohnhäuser. In der Ferne leuchteten die terrassierten Hügel des Kathmandutals in schimmerndem Licht und das Flugzeug wurde stark abgebremst. Landung. Wir sind in Nepal!
In der Empfangshalle große Aufregung. Die Beamten nehmen keine nepalesische Rupien. Dollar, Euro oder Britische Pfund sind angesagt. Sonst war es das erstmal mit dem Visum für Nepal. Der einzige Geldautomat vor den Kontrollen hat seinen Dienst quittiert. Wir haben dank unserer Eichstätter Freunde Dollar dabei. Genau so viel, dass es reicht. Herzlichen Dank dafür.
Am Ausgang des Flughafens werden aufgebrachte und motivierte Taxifahrer von Sicherheitskräften zurückgehalten. Von der Touristenhilfe bekommen wir einen Zettel mit Zielort und werden einem offiziellen Taxi zugewiesen. Sah alles recht beruhigend aus. Wir genossen die ersten Minuten der Fahrt und versuchten, die neuen Eindrücke aufzunehmen.
Nach ein paar Minuten überprüften wir fast schon routinemäßig die Route und merkten, dass etwas nicht stimmte. Wir fuhren in dir falsche Richtung. Die Taxifahrer bekommen eine Provision für jeden Touristen, den sie an den bestimmten Hotels abliefern. Wir klärten das und zeigten dem Fahrer auf der Karte den neuen Zielort. Alles kein Problem!
So standen wir also mitten in Kathmandu. Touristen sahen wir nur spärlich, da wir uns eine Unterkunft fernab vom Touristenviertel aussuchten. Nach ein wenig Suchen und vielem Feilschen bekamen wir ein Zimmer im zweiten Stock mit Aussicht auf einen der schönsten und ruhigsten Plätze Kathmandus. Früher wurden hier die königlichen Elefanten gehalten, heute bieten hier Souvenirverkäufer ihre Ware an. Tolle Sachen, durchwegs hochwertige Handarbeit und Kunst. Nur das nächtliche Konzert der Straßenhunde kann ein wenig stören.
Was ist mit den Vorurteilen?
NATÜRLICH herrscht hier Armut, Hunger und Elend. NATÜRLICH gibt es hier überall Müll und Dreck. Auch die Schlepper und die bettelnden Straßenkinder sind da. Ist alles so schlecht wie man gehört hat?
Die Nepalesen sind berühmt für Toleranz, Gütigkeit und Gelassenheit. In der Geschichte des Landes gab es nie Zwistigkeiten religiöser Art.
Das spricht Bände!
Und so haben wir die Nepalesen auch kennengelernt. Respektiert man ihren Lebensstil und ist man bereit, sich ein wenig anzupassen, entwickelt sich eine Bindung zu den hier lebenden Menschen, die sich positiv auf alle Situationen auswirkt. Nie war uns jemand böse, wenn wir ein Angebot ausgeschlagen haben. Immer wurde unser Lächeln erwidert, unser Gruß mit leuchtenden Augen aufgenommen.
Wir wollten auf dieser Reise lernen, mit anderen Augen zu sehen, sich in möglichst viele unterschiedliche Menschen hineinzuversetzen ...um zu verstehen.
Manchmal fällt es mir (Neo) schwer. In extremen, langandauernden Momenten ist es besonders hart. Dann rutscht mir schon mal ein Klagelaut oder eine miese Grimasse heraus, wenn beispielsweise mal wieder im SEHR engen Verkehrgewusel ein Motorradfahrer (der tausendste am Tag) mich beim Vorbeifahren am Bein streift und dabei hupt wie verrückt. Solche Momente tun mir besonders leid. Beobachten wir aber andere Touristen, sind wir einerseits wieder beruhigt, andererseits aber sehr beschämt über ihr teils extrem schlechtes und intolerantes Verhalten.
Anpassung und Respekt vor anderen Kulturen ist hier aber nicht das Allheilmittel! Es ist gut und wichtig, dass es auch Querdenker gibt, Leute, die Fehler sehen und was verändern wollen. Da ist es erfreulich zu sehen, dass es Projekte wie die "Kumbeshwar Technical School" gibt. Hier werden Waisenkindern Unterkunft, Essen und Ausbildung geboten. Aber auch andere Bedürftige kommen hier unter. Es wird sich selbst finanziert, indem die Produkte inzwischen weltweit verkauft werden. Nachdem wir (Franzi) uns hier mit Wollsachen eingedeckt haben, bekamen wir einen Rundgang durch alle Räumlichkeiten, von den Unterkünften über die Webstühle bis hin zur Wollmützenfabrikation und den Schulräumen der ersten bis fünften Klasse.
Unsere Tage in KTM bringen uns allerdings auch zu anderen Stätten, wie beispielsweise den Verbrennungsghats in Pachupatinath, wo wir die Prozedur miterleben konnten. In diesen Momenten legt sich ein Schleier auf unsere Gemüter, alleine schon weil wir nicht wissen, wie man sich verhalten soll. Alles Recherchieren kann nicht jeden Fehler vermeiden. Bisher schlagen wir uns jedoch bestens.
Nun brechen für uns die letzten Tage hier in dieser meist vom Smog bedeckten aber inzwischen von uns geliebte Stadt herein. Unser Visum für das nächste Land können wir hoffentlich am Montag abholen, sodass es dann endlich hinaus nach Pokhara gehen kann, von wo aus wir unseren Trek in das Himalayagebirge starten wollen. Voraussichtlich dauert dieser zwischen acht und zwölf Tage. Internet gibt es dort sicherlich nicht. Also: Nicht verzagen, danach gibt es wieder Neues zu lesen.
Nepal, wir wollen mehr!
Wünsche euch viel Spaß bei eurer Wanderung im Himalya. Ist bestimmt supertoll. Bei uns wirds ab nächster Woche voraussichtlich bis zu 25 Grad warm, also schon bisschen sommerlich. Freue mich auf die Eröffnung der Cabriosaison :)
AntwortenLöschenFreu mich wieder von euch zu hören
Stephi